1/2016 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Die direkt antivirale Therapie der Hepatitis C ist in Alltag angekommen. Und sie hält, was die Studien versprochen haben. Doch das Deutsche Hepatitis C-Register hat auch einige Überraschungen aus der „real world“ zutage gefördert. Unter anderem, dass in Deutschland trotz der Regress-Angst etliche der dokumentierten GT1-Patienten nicht dem Zulassungstext entsprechend behandelt wurden. Leider läßt sich aus den Daten nicht herauslesen, warum davon abgewichen wurde. Möglicherweise waren es besonders schwierig zu behandelnde Patienten - das jedenfalls wäre eine positive Erklärung für das im Vergleich zur Gesamtgruppe schlechtere Abschneiden.
Neben Zulassungstext sind Leitlinien und der Preis wichtige Kriterien für die Auswahl eines Regimes. Doch wie soll man wirtschaftlich verordnen, wenn man die Preise nicht kennt? Von Ärzten und Pharmaindustrie wird Transparenz bis ins letzte Detail gefordert, die Krankenkassen genehmigen sich aber geheime Rabattverträge. Abgesehen davon, dass hier nicht mit gleichem Maß gemessen wird, sparen die Krankenkassen hier auf Kosten der Verschreibungssicherheit der Ärzte!
Im Deutschen Hepatitis C Register sind knapp 10.000 Fälle dokumentiert. Das sind etwa ein Drittel der behandelten Patienten insgesamt. Es bleibt also weiterhin viel zu tun angesichts einer geschätzten Zahl von bis zu 500.000 HCV-Infizierten in Deutschland. Dennoch hat sich die Zahl der neuen Behandlung in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. Die Patienten in Warteposition wurden „abgearbeitet“, neu diagnostizierte Infektionen sind dagegen eher selten. Man darf gespannt sein, welche Anstrengungen vom wem unternommen werden, um die Patientenzahl zu erhöhen.
Dr. Ramona Pauli