Therapie
Weiterführende Information
Leitlinien
Die deutsche Leitlinie zur Hepatitis B wurde 2011 wird herausgegeben. Eine Neufassung ist in Arbeit. Die Leitlinie der Europäischen Lebergesellschaft (EASL) wurde 2017 publiziert.
Therapieindikationen
Wann eine Hepatitis B behandelt werden sollte richtet sich in erster Linie nach Höhe der Virusreplikation im Blut, dem Fibrosegrad der Leber und der Höhe der Transaminasen als Zeichen der Entzündung.
Behandelt werden sollen Patienten:
mit einer HBV-DNA >2.000 IU/ml und Zeichen der Leberentzündung oder Fibrose
mit einer HBV-DNA >20.000 IU/ml und GPT >2xULN
mit Zirrhose und nachweisbarer HBV-DNA
die im Gesundheitswesen arbeiten zur Reduktion des Transmissionsrisikos
Schwangere mit hoher Viruslast
Behandelt werden können Patienten:
mit HBeAg, hoher und normalen Transaminasen, wenn sie mehr als 30 Jahre alt sind
mit HCC oder Leberzirrhose in der Familienanamnese
mit extrahepatischen Manifestationen
Medikamente
Interferon
Eine Interferon-Therapie über 6-12 Monate kommt bei bestimmten günstigen Prädiktoren in Frage. Vorteil ist die zeitlich begrenzte Therapie und die im Vergleich zur Tablettentherapie höhere Chance einer Ausheilung (HBsAg-Serokonversion). Nachteil ist die einmal wöchentliche subkutane Injektion und vergleichweise höhere Nebenwirkungsrate.
Nukleos(t)idanaloga
Mittel der Wahl sind Entecavir (ETV), Tenofovirdiproxil (TDF) und Tenofoviralafenamid (TAF). Lamuvudin, Adefovir und Telbivudin sollten wegen der geringen Resistenzschwelle und der Gefahr einer Resistenzentwicklung nicht mehr eingesetzt werden. TDF und TAF enthalten den gleichen Wirkstoff, nämlich Tenofovir. Beide Medikamente sind gleich wirksam. TAF hat jedoch einen geringeren Einfluss auf Niere und Knochen. Die europäischen Leitlinien empfehlen auf TDF bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Osteoporose bzw. mit einem erhöhten Risiko für diese Erkrankungen zu verzichten.
Therapiestopp
Nach HBsAg-Verlust mit oder ohne HBsAg-Serokonversion sollte das Medikament abgesetzt werden. Bei HBeAg-positven Patienten mit stabiler HBeAg-Serokonversion und negativer HBV-DANN kann nach einer 12monatigen Konsolidierungsphase die Therapie beendet werden. Ein Therapiestopp kann auch erwogen werden bei HBeAg-negativen Patienten ohne Zirrhose deren HB-Viruslast mehr als 3 Jahre unter der Nachweisgrenze lag, sofern die Möglichkeit eines engmaschigen Kontrolluntersuchungen besteht.