HIV/HCV-Koinfektion
Aufgrund gleicher Transmissionswege kommen HIV/HCV-Doppelinfektionen häufig vor. In Deutschland sind ca. 10 000 (15% aller HIV-Patienten), in den USA 240 000 (30% aller HIV-Infizierten) mit HCV koinfiziert. In einigen Ländern sind die Zahlen noch höher (z.B. in Russland).
Etwa 4-8% der HIV-Infizierten homosexuellen Patienten haben auch eine Hepatitis C. In den letzten Jahren werden zunehmend akute HCV-Infektionen bei HIV-positiven Männern in großen Ballungszentren (London, Amsterdam, Paris, Berlin) beobachtet. Wesentliche Risikofaktoren der sexuellen Übertragung sind gleichzeitige Infektionen wie Lues, Lymphogranuloma venerum, sexuelle Praktiken mit hoher Verletzungsgefahr der Schleimhäute wie Fisting, Gruppensex sowie der Konsum von Kokain und Amphetaminen.
Verlauf
Der klinische Verlauf der HCV-Koinfektion wird durch die HIV-assoziierte Immunsuppression bestimmt. Mit fortschreitender Immunsuppression wird der Verlauf der Hepatitis C beschleunigt. Die Latenzperiode bis zum Auftreten eines Leberversagens oder eines Leberkarzinoms bei koinfizierten Patienten beträgt im Mittel etwa 10-20 Jahre, bei Monoinfizierten 30-40 Jahre. Umgekehrt gibt es keinen sicheren Einfluss der Hepatitis C auf die HIV-Infektion.
Eine
HIV-Therapie verbessert die Immunfunktion und hat einen günstigen
Einfluss auf den Verlauf der HCV-Infektion. Daher wird bei
HCV-Koinfizierten wie heute auch bei HIV-Monoinfizierten ein früher
Beginn der HIV-Therapie empfohlen. Es ist allerdings zu beachten,
dass die Hepatitis C die Hepatotoxizität der antiretroviralen
Medikamente verstärken kann und bei der Auswahl der
Hepatitis-C-Medikamente auf Interaktionen mit der ART
(antiretroviralen Therapie) Vorsicht geboten ist (z.B. Interaktionen
zwischen den verschiedenen Proteaseinhibitoren).