1/2015 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
EASL 2015 – Heilung für (fast) alle!
Die SVR-Raten in neuen Studien liegen in der Regel bei weit über 90%. Sogar Patienten mit dekompensierter Zirrhose sowie Patienten an der Dialyse können geheilt werden. Als einzige „schwer zu behandelnde“ Gruppe scheinen die Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose übrig zu bleiben. Hier könnte die Zugabe von Ribavirin und eine längere Therapiedauer von Vorteil zu sein, doch wir brauchen mehr Daten.
Resistenz ist wichtig
Ein DAA-Versagen führt meist zu RAVs, zu Resistenz-assoziierten Virus-Varianten. Einige davon, wie die NS3/4-Proteasehemmer-RAVs, verschwinden relativ rasch, d.h. meist innerhalb eines Jahres, andere, wie die NS5A-RAVs, persistieren über viele Jahre und können den Erfolg einer Retherapie mit dieser Substanzgruppe behindern. Auch hier brauchen wir mehr Daten.
Die dritte Welle
Wir
brauchen aber nicht nur neue Daten, wir brauchen auch neue
Medikamente. Regime gegen GT3, Regime ohne Interaktionen, Regime
gegen resistente Viren. Hier sieht die Pipeline gut aus. Die neuen
Medikamente treten mit einer soliden
Datenbasis an und erfüllen
einige der genannten Kriterien. Entscheidend dürfte aber auch sein,
ob sie im Hinblick auf den Preis einen Vorteil bieten.
DAA-Therapie in Deutschland – ein Rückblick
Die Einführung der DAA in Deutschland ist ein Meilenstein in der Geschichte der Medizin und sie ist auch ein Meilenstein in der Geschichte des deutschen Gesundheitssystems. Noch nie wurde eine so innovative und so teure Therapie in so kurzer Zeit eingeführt. Das war eine große Herausforderung, die das Arzneimittelneuordnungsgesetz AMNOG meiner Meinung nach leider nicht gut gemeistert hat. Es hat sein Ziel nicht erreicht, nämlich, „dass sich der Arzt wieder mehr auf die Patienten statt auf die Preise für seine verordneten Arzneimittel konzentrieren kann“. Das AMNOG funktioniert sicherlich gut bei der Einführung des 40ten Betablockers, aber nicht bei so revolutionären Innovationen wie der Interferon-freien Hepatitis-C-Therapie. Hier müssen Fachgesellschaften, Patientenvertreter und Krankenkassen enger zusammenarbeiten und gemeinsame klare Empfehlungen geben.