Dauerhafte Verbesserung der Lebensqualität nach DAA-Therapie – Daten der deutschen LIFE-C-Studie
Abbildung 1: PRISM - Changes over time
Abbildung 2: FACIT-F - Changes over time
Abbildung 3: WPAI (Total Activity impairment) - Changes over time
Hintergrund und Zielsetzung
Bei Patienten mit chronischer Hepatitis C (HCV) hat sich eine antivirale Kombinationstherapie mit Ombitasvir/ Paritaprevir/r ± Dasabuvir ± Ribavirin (3D Regime) in den Zulassungsstudien bei guter Verträglichkeit als hocheffizient mit Heilungsraten bis zu 100 % erwiesen. Über den möglichen Einfluss einer modernen DAA-Therapie auf die Lebensqualität von Patienten mit chronischer Hepatitis C liegen bislang nur wenige Daten vor. Vor diesem Hintergrund wurde jetzt der Einfluss einer antiviralen Therapie mit Ombitasvir/ Paritaprevir/r ± Dasabuvir ± Ribavirin auf die Lebensqualität von HCV-Patienten untersucht.
Methodik
In die vorliegende, deutsche Multicenterstudie wurden 470 HCV-Patienten, die je nach Genotyp eine antivirale Therapie mit Ombitasvir/Paritaprevir/r ± Dasabuvir ± Ribavirin über 12 bzw. 24 Wochen erhielten, eingeschlossen. Die Lebensqualität (QoL) wurde vor und während der Therapie, zu Therapieende und den Nachbeobachtungswochen 12, 24 und 48 mittels verschiedener Instrumente (PRISM, FACIT-F, WPAI) erfasst.
Ergebnisse
Ein dauerhaftes virologisches Ansprechen wurde bei 95,5% der mit dem 3D-Regimen behandelten HCV-Patienten erzielt. Müdigkeit, Kopfschmerzen und Juckreiz waren die häufigsten Nebenwirkungen (>3%). Vor Therapie war die Verminderung der QoL in der Subgruppe der Opiat-Substituierten (OST)-Patienten im Vergleich zu den anderen analysierten Subgruppen (Patienten mit Zirrhose/> Jahre) am ausgeprägtesten. Bereits unter der antiviralen Therapie konnte im Gesamtkollektiv und besonders in den Subgruppen der OST- und Zirrhose Patienten eine deutliche Verbesserung des Fatiguescores und des Aktivitätsindexes beobachtet werden. Hingegen kam es bei älteren Patienten >70 Jahre unter Therapie zu einer leichten Verschlechterung. Am Ende der 48 wöchigen Nachbeobachtungszeit war bei allen Patienten eine deutliche Verbesserung der QoL in allen untersuchten Aspekten zu beobachten. Überraschenderweise verbesserte sich die QoL in der Subgruppe der OST-Patienten am meisten. Bei älteren HCV-Patienten war die Verbesserung der QoL geringer ausgeprägt als bei den jüngeren Patienten. Eine dauerhafte Verbesserung der Arbeitsfähigkeit konnte bei den in einem Arbeitsverhältnis stehenden Patienten auch nach Therapieende beobachtet werden.
Fazit
In dieser Real-Life Studie bestätigten sich die hohen virologischen Ansprechraten einer antiviralen HCV-Therapie mit dem 3D Regime. Darüber hinaus konnte klar gezeigt werden, dass eine HCV-Eradikation mit einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität in Bezug auf eine Abnahme der Müdigkeit und eine Steigerung der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit verbunden ist. Überraschenderweise profitierten Opiat-Substituierte HCV-Patienten hinsichtlich einer Verbesserung der Qol am meisten von der HCV-Therapie. Bei älteren Patienten über 70 Jahre war der Einfluss auf die QoL weniger ausgeprägt. Dies ist am ehesten durch bestehende Komorbiditäten und altersbedingter Aktivitätseinschränkungen erklärlich.
PD Dr. med. Gerlinde Teuber
Fachärztin für Innere Medizin
und Gastroenterologie,
Schwerpunktpraxis Hepatologie,
Dreieichstraße 59,
60594 Frankfurt am Main
Kommentar PD Dr. med. Gerlinde Teuber
In der vorliegenden Studie wurden jetzt erstmals Daten zu Lebensqualität bei HCV-infizierten Patienten unter und nach antiviraler Therapie aus Deutschland veröffentlicht. Bereits unter antiviraler Therapie war unter einer DAA-Therapie mit dem 3D-Regime bei den meisten HCV-Patienten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität zu beobachten. Nur bei älteren Patienten > 70 Jahren kam es unter Therapie zunächst zu einer leichten Verschlechterung. Nach Beendigung der antiviralen HCV-Therapie war aber im Verlauf bei allen behandelten HCV-Patienten eine deutliche Steigerung der Lebensqualität, hinsichtlich des Fatigue- und Aktivitätsscore sowie der Arbeitsfähigkeit ersichtlich. Bei Zirrhosepatienten war allerdings nach Therapieende eine leichte Zunahme der Fatigue zu beobachten. Dies ist am ehesten durch die trotz erfolgreicher antiviraler Therapie weiter bestehende Leberzirrhose erklärlich, da Müdigkeit mit das häufigste Symptom in dieser Patientengruppe ist. Überraschenderweise profitierten gerade substituierte Patienten hinsichtlich einer Steigerung der Lebensqualität am meisten von einer antiviralen HCV-Therapie. Somit scheint eine erfolgreiche antivirale HCV-Therapie gerade bei Substitutionspatienten durch eine Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit wesentlich zu einer weiteren Stabilisierung des Suchtpatienten beizutragen. Dies unterstreicht auch nochmals die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer antiviralen HCV-Therapie in dieser Patientengruppe. Ob sich hierdurch im Verlauf auch die Einnahme von Psychopharmaka und/oder die Substitutionsdosis reduzieren lässt, muss in größeren Studien überprüft werden.
PD Dr. med. Karsten Wursthorn
Lutherstrasse 12,
19053 Schwerin
Kommentar PD Dr. med. Karsten Wursthorn
Die Analyse untersuchte die Auswirkung der antiviralen Behandlung mit Ombitasvir/Paritaprevir + /- Dasabuvir +/- Ribavirin auf die Lebensqualität von 470 in einer Real-Life Kohorte eingeschlossenen Patienten bis zu einem Jahr nach erfolgreicher Therapie. Die umfangreiche Auswertung nutzt hierzu verschiedene Methoden zur Evaluation der Lebensqualität, Fatigue und Produktivität. Zusammenfassend wurde gezeigt, dass die Behandlung mit dem 3D Regime zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität führt. Dies trifft auch für die einzelnen Subgruppen der zirrhotischen Patienten und Patienten >70 Jahre zu, aber vor allem Patienten mit Opioidsubstitution profitieren deutlich von einer erfolgreichen antiviralen Therapie. Damit zeigt sich, dass die Hepatitis C nicht nur eine Erkrankung der Leber, sondern eine Belastung für den gesamten Körper darstellt. Umgekehrt verbessert eine Heilung der Hepatitis C nicht nur die Folgen der Lebererkrankung, sondern wirkt sich auch nachhaltig positiv auf das alltägliche Leben der Betroffenen aus.