Fragen an den Experten
Vitamin D bei Hepatitis C-Therapie
Klinikum der Johann
Wolfgang Goethe Universität
Medizinische Klinik I
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt
E-Mail: zeuzem@uni-frankfurt.de
Frage an Prof. Stefan Zeuzem, Frankfurt:
In
einer Studie hatten Patienten mit chronischer Hepatitis C, die zusätzlich zu
pegyliertem Interferon und Ribavirin Vitamin D
einnahmen, deutlich höhere Heilungsraten. Soll man deshalb bei der Behandlung
der Hepatitis C auch Vitamin D geben?
Prof. Zeuzem: Bei dieser Studie aus Israel handelt es sich um eine prospektive doppelblinde Untersuchung, die noch nicht publiziert ist, aber auf Kongressen präsentiert wurde. In Deutschland haben über 50% der Männer und Frauen einen Vitamin D-Mangel. Bei diesen Menschen sollte man den Vitamin D-Mangel ausgleichen aus verschiedenen Gründen, z.B. wegen des ungünstigen Einflusses des Vitamin D-Mangels auf das Abwehrsystem, den Knochenstoffwechsel usw. Eine darüber hinausgehende Indikation sehe ich nicht.
http://www.infekt.ch/kategorien/2109-das-sonnenschein-vitamin-nicht-nur-gut-fuer-die-knochen-sondern-auch-fuer-den-erfolg-der-hepatitis-c-therapie.html?PHPSESSID=613d020acbc7c87ada0867345c4745db
IL-28-Genotyp-Bestimmung bei chronischer Hepatitis C
Prof. Dr. Claus Niederau
St. Josef-Hospital
Mülheimer Straße 83
46045 Oberhausen
E-Mail: c.niederau@kk-ob.de
Frage an Prof. Claus Niederau, Oberhausen:
Mittlerweile bieten viele große Labors die Bestimmung des IL-28-Genotyps an. Wann macht es Sinn, diesen Parameter zu bestimmen? Und wer übernimmt die Kosten?
Prof. Niederau: Sinnvoll ist die Bestimmung des Genotyps für IL-28 beim
HCV-Genotyp 1, da der IL-28-Genotyp ein wichtiger Prädiktor für den
Therapieerfolg ist. Die Kosten werden derzeit von den gesetzlichen
Krankenkassen nicht übernommen, von den privaten Versicherungen dagegen oft
erstattet. Aufgrund dieser Restriktionen
ist die Bestimmung des IL-28-Genotyps noch nicht Routine, sondern auf besondere
Situationen beschränkt. Ich bestimme den Genotyp, wenn die Entscheidung
schwierig ist, ob man mit der Therapie gleich beginnen oder warten sollte. Eine
große Entscheidungshilfe ist der IL-Genotyp auch, wenn der Patient die
Behandlung schlecht verträgt und
Viruslast zu Woche 4 nicht befriedigend abgefallen ist.
Hepatitis B und Schwangerschaft
Frage an Dr. Ramona Pauli, München:
Dr.
Ramona Pauli
Isartorplatz
6
80331
München
E-Mail: rpa@isarpraxis.de
Welche Besonderheiten sind bei Schwangeren mit Hepatitis B zu beachten?
Dr. Pauli: Die chronische Hepatitis B wird durch die Schwangerschaft per se nicht beeinflusst. Schwangere haben aber ein erhöhtes Risiko für cholestatische Komplikationen, insbesondere im dritten Trimenon. Daher ist bei der Interpretation der Leberwerte besondere Vorsicht geboten. Bei der Cholestase sind GGT und Bilirubin – neben den klinischen Zeichen – besonders wichtig, da die AP im Rahmen der Schwangerschaft ansteigt und deshalb als Parameter nicht so aussagekräftig ist. Aber auch die GPT kann deutlich ansteigen. Lediglich ein Anstieg der GPT ohne begleitende Erhöhung der Cholestase-Parameter deutet auf eine vermehrte HBV-Aktivität. Ob eine Therapie als Transmissionsprophylaxe bei einer hohen HBV-Replikation von >109 Kopien/ml nach dem ersten Trimenon eingeleitet werden soll, wird derzeit diskutiert. Bei Frauen, die unter einer Nukleosid-Therapie schwanger werden, sollte man die Therapie möglichst nicht absetzen, da es zu Flares kommen kann. Eine Therapie mit Lamivudin und Tenofovir kann fortgesetzt werden. Hier gibt es klinische Daten, dass es nicht zu einer Schädigung des Kindes kommt. Alle anderen Medikamente sollte man auf eine der genannten Substanzen umsetzen. Interferon ist bei der Schwangerschaft kontraindiziert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Planung der Entbindung.
Kleinere Krankenhäuser auf dem Land haben HBV-Immunoglobulin nicht immer vorrätig. Man sollte darauf drängen, dass dies rechtzeitig geordert wird, um auch im Falle einer Frühgeburt gerüstet zu sein.