Hepatitis E
02. Februar 2022
Ein internationales Expertenteam unter Leitung des Paul-Ehrlich-Instituts ist der Frage nachgegangen, wie zuverlässig HEV-Referenzlabore in Europa und Nordamerika die molekulare Typisierung von HEV vornehmen können. 25 Labore nahmen an der Studie teil. Dabei wurden 93 % der Proben dem richtigen Genotyp und 81 % dem richtigen Subtyp zugeordnet. Gleichzeitig wurden Lücken bzw. Mängel in einzelnen Laboren sowie Ansatzpunkte für Methodenoptimierungen identifiziert
Die überwiegende Mehrheit der
Fälle von Hepatitis E beim Menschen wird durch Stämme der Spezies A
verursacht, die wiederum acht Genotypen und 36 Subtypen umfasst. Die
Subtypen sind vielfältig und werden immer wieder aktualisiert, wenn
neue Subtypen identifiziert werden. Die zwei Genotypen 1 und 2
infizieren nur den Menschen, werden über den fäkal-oralen Weg
verbreitet und stellen für Schwangere ein besonderes Risiko dar,
spielen allerdings in Europa keine Rolle. Im Gegensatz dazu sind die
HEV-Genotypen 3 und 4 bei Tierarten wie Schweinen und Wildschweinen
endemisch und können zoonotische Infektionen beim Menschen
hauptsächlich durch den Verzehr von kontaminiertem Fleisch, Fleisch-
und Wurstprodukten verursachen. HEV vom Genotyp 3, dem
Hauptverursacher von Hepatitis E-Infektionen in Europa, ist auf
molekularer Ebene besonders vielfältig.
Die Folgen einer
HEV-Infektion können für Personen mit einer zugrundeliegenden
Lebererkrankung besonders schwerwiegend sein. Die chronische
Infektion mit HEV ist ein Problem insbesondere für Personen mit
eingeschränktem Immunsystem (Immunsuppression), die fast
ausschließlich durch den HEV-Genotyp 3 verursacht wird.
An
der Studie konnten HEV-Referenzlabore u.a. aus EU/EWR-Mitgliedstaaten
und HEVnet teilnehmen. Es beteiligten sich insgesamt 25 Labore. Das
Ergebnis: Es wurden 93 % der Proben dem richtigen Genotyp und 81 %
dem richtigen Subtyp zugeordnet. In einigen Fällen wurden jedoch
auch falsche Genotypen/Subtypen gemeldet. Insgesamt wiesen die Daten
auf Kontaminationsprobleme hin. In dieser ersten praktischen Studie
zur Bewertung der Leistung verschiedener HEV-Sequenzierungsmethoden
haben die Referenzlabore insgesamt gut abgeschnitten. Es wurden
jedoch auch Lücken bzw. methodische Mängel – beispielsweise im
Hinblick auf die Kontaminationskontrolle – festgestellt, die von
den einzelnen Laboren genutzt werden können, um den
Leistungsstandard zu verbessern.
Pressemitteilung Paul-Ehrlich-Institut
- Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel
Originalpublikation:
Baylis SA,
Adlhoch C, Childs L, and the HEV Sequencing Study Group (2021): An
Evaluation of Hepatitis E Virus Molecular Typing Methods. Clin
Chem. 2021 Dec 30;68(1):181-191; Clin Chem. 2021 Dec
30;68(1):181-191;
DOI: https://doi.org/10.1093/clinchem/hvab186
Konsiliarlabor für Hepatitis-A-Virus (HAV) und Hepatitis-E-Virus (HEV) in Deutschland
Institution:
Universitätsklinikum Regensburg Institut für Klinische
Mikrobiologie und Hygiene Franz-Josef-Strauß-Allee 11 93053
Regensburg
Homepage:
www.imhr.de/konsiliarlabore-zentren/hepatitis-a-virus-und-hepatitis-e-virus-hav-hev
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Jürgen Wenzel
Telefon:
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