Strategien für ein Leben ohne Hepatitis C
31. Juli 2018
Ein echter Meilenstein in der Medizin: Dank Therapien der neuen Generation ist Hepatitis C inzwischen bei nahezu allen Patienten heilbar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Bundesregierung haben daher für 2030 ein hohes Ziel gesteckt: Die Elimination der Erkrankung. Dafür braucht es maßgeschneiderte Strategien - Hoffnung machen einige Leuchtturmprojekte.
Hepatitis C schädigt die Leber still, heißt es oft. Denn die unspezifischen Symptome der Lebererkrankung sind meist grippeähnlich, die wenigsten Betroffenen bringen sie mit der Erkrankung in Verbindung. So können Jahre oder Jahrzehnte vergehen, bis sie erkannt wird. In Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 300.000 Menschen mit Hepatitis C, von denen jedoch sehr viele nicht diagnostiziert sind. Jährlich werden lediglich knapp 5.000 Infektionen neu diagnostiziert. Jetzt besteht die Chance die Erkrankung endgültig zu besiegen. Neben dem Ziel der WHO, hat auch die Bundesregierung dazu im April 2016 eine entsprechende Strategie vorgelegt: BIS 2030.
Eigentlich sind alle Voraussetzungen für den Erfolg geschaffen. Die neue Wirkstoffgeneration hat die Therapie der Hepatitis C revolutioniert: Im Gegensatz zu ihren Vorgängern sind die neuesten sogenannten „Direct-acting antivirals“ (DAAs) über alle Virusformen hinweg einsetzbar, gut verträglich und heilen die Infektion in fast allen Fällen in 8 bis 12 Wochen. Damit ist das Ziel jedoch noch nicht erreicht.
Mikroelimination: Mit individuellen Ansätzen zum Erfolg
Vor 1991 waren Bluttransfusionen ein häufiger Übertragungsweg für Hepatitis C, heute sind häufige Übertragungswege der gemeinsame Gebrauch von Spritzen beim Konsum von Drogen, verunreinigte Geräte bei Piercings oder Tätowierungen sowie ungeschützte verletzungsanfällige Sexpraktiken. Hepatitis C kann somit alle Teile der Gesellschaft treffen – und jede Gruppe birgt ihre eigenen Herausforderungen. Eine vielversprechende Lösung, die Erkrankung endgültig zu besiegen, ist die Mikroelimination. Dabei entwickeln Experten für bestimmte Untergruppen der Hepatitis-C-Erkrankten maßgeschneiderte Ansätze.
In Ludwigshafen wird dieser Ansatz im Rahmen der regionalen PLUS-Initiative umgesetzt. Hier haben sich unter der Führung der Stadt die Drogenhilfe, niedergelassene Ärzte und Kliniken sowie Krankenkassen, Patientenorganisationen und das Jobcenter zusammengeschlossen. Die Schirmherrschaft des Projektes hat die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler übernommen. Die Initiative geht auf das forschende BioPharma-Unternehmen AbbVie Deutschland zurück. Mit einem umfassenden Versorgungsangebot kümmern sich die Partner gemeinsam um Drogenkonsumenten, Substituierte und Abstinenzwillige mit Hepatitis C. Im Mittelpunkt stehen dabei gezielte Aufklärung und verzahnte Angebote.
Einen echten Unterschied im Leben der Patienten machen
„Aktuell sind vier von fünf HCV-Neuinfektionen auf intravenösen Drogenkonsum zurückzuführen“, sagt Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Chefarzt am St. Josefs-Hospital und Leiter des Leberzentrums in Wiesbaden, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e.V. und Partner der PLUS-Initiativen. „Doch genau diese Patientengruppe erhält heute deutlich seltener Zugang zu innovativen Therapien.“ Hindernisse sind unter anderem die fehlenden Informationen auf Seiten der Patienten, der Drogenberater und auch bei den behandelnden Ärzten. „Um das zu ändern, müssen wir alle an einem Strang ziehen.“
Im ersten Schritt geht es bei der PLUS-Initiative zunächst um die Stabilisierung der Suchterkrankten – eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer HCV-Therapie. Gleichzeitig sollen Hürden für den Zugang zur Behandlung abgebaut werden. So haben beispielsweise viele Suchtpatienten schlicht Angst vor einem Arztkontakt und brauchen Unterstützer, die sie auf ihrem Weg begleiten. Das Besondere: Bei der PLUS-Initiative werden die Betroffenen selbst in die regionale Gestaltung der Projekte eingebunden. Im Laufe des Projekts werden sie dazu ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und schließlich andere Betroffene zu unterstützen.
Klares Konzept, individuelle Ausgestaltung
„Hinter der PLUS-Initiative steckt zwar ein stringentes Konzept, das jedoch immer an den Bedarf vor Ort angepasst wird“, sagt Dr. Patrick Horber, Geschäftsführer von AbbVie Deutschland. Die PLUS-Initiative gibt es bisher in Stuttgart und Ludwigshafen, Hamburg und Wiesbaden stehen in den Startlöchern. „Wir sehen uns als Mittler und Impulsgeber, um alle Akteure an einen Tisch und ins Gespräch zu bringen. So kann die Versorgungssituation effektiv verbessert werden.“
Mit freundlicher Unterstützung von AbbVie