Mikrowelle gegen Hep C- und HI-Viren
11. Dezember 2016
Das Funktionsprinzip der Mikrowelle basiert auf der Anregung von Wasser in der Probe und damit letztlich auf Erwärmung. „Da wir aus früheren Untersuchungen wussten, dass zumindest das Hepatitis C-Virus temperaturempfindlich ist, war der Ansatz erfolgversprechend“, sagt Anindya Siddharta, Wissenschaftler der Arbeitsgruppe. Und tatsächlich: Zwei Minuten bei 360 Watt reichen aus, um wässrige HCV-Lösungen zu inaktivieren. In Kooperation mit der Arbeitsgruppe Angeborene Immunität und Virale Evasion am TWINCORE, erweiterten sie die Versuche noch auf das HI-Virus, denn etwa ein Drittel der HIV Infizierten ist ebenfalls mit HCV infiziert – mit demselben Erfolg. Mehr Watt und weniger Zeit hingegen führen nicht zur Inaktivierung der Viren. „Weniger als zwei Minuten reichen einfach nicht aus, um die Viruslösungen auf die nötige Temperatur zu bringen.“
Das Prinzip haben die TWINCORE-Wissenschaftler nicht nur mit sauberen Virenlösungen getestet, sondern auch mit virushaltigen, straßenüblichen Heroinzubereitungen, um beurteilen zu können, ob das Heroin eventuell Einfluss auf die Virenaktivität nimmt. „Ein weiterer kritischer Punkt für die Alltagstauglichkeit der Mikrowellenbehandlung im Drogenmilieu ist die Behandlung der Spritzbestecke“, beton Eike Steinmann. Dazu gehören neben Spritze und Löffel vor allem kleine Zigarettenfilter, durch die die Drogenabhängigen ihre Heroinzubereitung in die Spritze ziehen. Damit verhindern sie, dass die Nadel beim Spritzen durch Verunreinigungen verstopft. Diese Filter werden – da sie immer noch Reste von Heroin enthalten – häufig wieder verwendet und auch verliehen. Damit bergen diese Filter das größte Ansteckungsrisiko, aber, „sowohl Filter als auch Spritzen, sind nach drei Minuten bei 360 Watt nicht mehr infektiös, selbst wenn sie 24 Stunden angetrocknet sind“, sagt Eike Steinmann. „Einzig kritisch ist dann noch die Metallnadel der Spritze, die darf natürlich nicht in die Mikrowelle und müsste anders behandelt werden.“ Die Behandlung des Filters dauert ein wenig länger, damit die Wärme auch wirklich den gesamten Filter durchdringt aber nach drei Minuten sind Filter und Spritzen frei von infektiösen Viren und die Gefahr sich mit Hepatitis C oder HIV anzustecken, ist zumindest auf diesem Wege gebannt.
Publikation:
Siddhartha et al., Inactivation of HCV and HIV by microwave: a
novel approach
for prevention of virus transmission among people who inject drugs
(2016);6:36619.doi:10.1038/srep36619