Ledipasvir/Sofosbuvir (Harvoni®) in Europa zugelassen
19. November 2014
Fachinformationen
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(stand Dez. 2015)
Das Unternehmen Gilead Sciences, hat bekannt gegeben, dass es von der Europäischen Kommission die Zulassung für Harvoni® (Ledipasvir 90 mg / Sofosbuvir 400 mg) erhalten hat.
Harvoni® ist als Monotherapie zugelassen für erwachsene Patienten mit chronischer Hepatitis C vom Genotyp 1 oder 4, die keine oder eine kompensierte Leberzirrhose haben. Es kann sowohl bei therapienaiven als auch bei bereits vorbehandelten Patienten zum Einsatz kommen. Der Therapiezeitraum läuft über acht bis 24 Wochen.
Das Präparat hat mit Ribavirin kombiniert auch eine Indikation bei Patienten mit Genotyp 1 oder 4 mit dekompensierter Zirrhose sowie bei Patienten mit Genotyp 3 mit Zirrhose und/oder vorangegangenem Therapieversagen. Diese Kombinationstherapie sollte über 24 Wochen erfolgen.
Die Marktzulassung wird hauptsächlich durch Daten aus drei Studien in Phase III (ION-1, ION-2 und ION-3) gestützt. In diesen Studien wurden 8-, 12- oder 24-wöchige Behandlungen mit Harvoni (mit oder ohne Ribavirin) unter fast 2000 HCV-Patienten mit Genotyp 1 und kompensierter Lebererkrankung beurteilt.
Diese Studien umfassten nicht vorbehandelte Patienten ohne Leberzirrhose (ION-3), nicht vorbehandelte Patienten mit und ohne Leberzirrhose (ION-1) sowie Patienten mit und ohne Leberzirrhose, die auf eine vorherige Therapie mit Medikamenten auf Interferon-Basis nicht angesprochen hatten, darunter Medikamente, die einen HCV-Proteasehemmer enthielten (ION-2). Der primäre Endpunkt für jede dieser Studien war ein dauerhaftes virologisches Ansprechen (HCV nicht feststellbar) zwölf Wochen nach Ende der Therapie (SVR12). Patienten, die SVR12 erreichen, gelten als von HCV geheilt. In diesen Studien zeigte Ribavirin keine Erhöhung der Ansprechraten. Die Studienteilnehmer in den ribavirinfreien Armen (n = 1080) erreichten SVR12-Quoten von 94 bis 99 Prozent
Weiter gestützt wurde die Zulassung überdies durch vorläufige Daten aus der Studie SOLAR-1, in der schwer therapierbare Patienten mit dekompensierter Zirrhose sowie Patienten, die sich einer Lebertransplantation unterzogen hatten, untersucht wurden, sowie durch Daten aus der Studie ERADICATE, in der HCV-Patienten mit Genotyp 1 und einer HIV-Begleitinfektion untersucht wurden. Der primäre Endpunkt dieser Studien war ebenfalls SVR12. Zum Zeitpunkt des Zulassungsantrags lagen erst vorläufige Ergebnisse vor. In der Studie SOLAR-1 wiesen Teilnehmer mit dekompensierter Leberzirrhose, die eine zwölfwöchige Behandlung mit Harvoni plus Ribavirin erhielten, eine SVR4-Quote von 90 Prozent auf (n = 45/50). Bei Patienten nach einer Lebertransplantation ohne dekompensierte Lebererkrankung waren die SVR4-Quoten höher als 95 Prozent (n = 109). Eine Zwischenanalyse der ERADICATE-Studie ergab, dass 40 von 50 Patienten die Behandlung seit zwölf Wochen abgeschlossen hatten und eine SVR12-Quote von 98 Prozent aufwiesen (n = 39/40).
Aus der Studie ELECTRON-2, einer Open-Label-Studie in Phase II, wiesen vorläufige Daten zu mit dem Genotyp 3 infizierten HCV-Patienten auf eine SVR12-Quote von 100 Prozent hin (n = 26/26), wenn Harvoni zwölf Wochen lang in Kombination mit Ribavirin eingenommen wurde.
In diesen klinischen Studien traten Müdigkeit und Kopfschmerzen im Vergleich zum Placebo häufiger bei den mit Harvoni behandelten Patienten auf.
Kontraindikationen umfassen eine Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der Wirkstoffträger. Die gleichzeitige Verabreichung mit Rosuvastatin oder Echtem Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist kontraindiziert. Von der gleichzeitigen Verabreichung mit gewissen P-Glykoprotein induzierenden Substanzen (zum Beispiel Rifampicin, Carbamazepin und Phenytoin) wird abgeraten.
Es wird empfohlen, den Einsatz von Digoxin und Dabigatran bei gleichzeitiger Einnahme von Harvoni zu überwachen. Bei der gleichzeitigen Verabreichung von gewissen antiretroviralen Wirkstoffen gegen HIV wird zu Vorsicht und einer engen Überwachung der Nierenfunktion geraten. Bei Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion ist die Sicherheit des Medikaments noch nicht festgestellt worden. Bei Patienten, die Statine einnehmen, sollte eine Anpassung der Dosis in Erwägung gezogen und eine enge Überwachung auf unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit Statinen (Myopathie und Rhabdomyolyse) eingeleitet werden. Eine Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels ist unter www.ema.europa.eu zu finden.