Sofosbuvir + NS5A-Inhibitor bei schwerer Niereninsuffizienz
25. Oktober 2017
In der offenen Studie wurden 18 Patienten mit GT1 oder 4 und schwerer Niereninsuffizienz (GFR <30 ml/min, keine Dialyse) 12 Wochen mit Ledipasvir/Sofosbuvir (90/400 mg) ohne Ribavirin behandelt. Die GFR betrug im Schnitt 25 ml/Min. 11% hatten eine Zirrhose und 78% GT1a bzw. 22% GT1b.
Alle Patienten wurden geheilt. Die Plasmaspiegel des terminalen Sofosbuvir-Metaboliten GS-3310007 waren 6mal höher als in den Phase-3-Studien.
Sicherheit
4 Patienten (22%) klagten über Nebenwirkungen (Fieber, Kopfschmerz, Hyperkaliämie). Bei den Laborparametern gab es bei 10 Patienten (56%) Grad 3-4 Auffälligkeiten: Kreatininerhöhung (Grad 3 n=3; Grad 4 n=1), Hämoglobinabfall (Grad 3 n=3; Grad 4 n=1), Blutzuckeranstieg (Grad 3 n=3), Bikarbonatabfall (Grad 3 n=1). Die GFR fiel im Schnitt um 1,2 ml/Min. Kardiale Nebenwirkungen (Bradykardie, QT-Verlängerungen, LVEF) wurden nicht beschrieben.
Es wurden 4 schwere Nebenwirkungen beobachtet (Akute Nierenverletzung und Thoraxschmerz, Dehydration und Blutdruckabfall, akutes Nierenversagen, Blutdruckabfall und Synkope. Keiner diesen schweren Ereignisse wurde von den Autoren als Medikations-bedingt klassifiziert.
In einer zweiten Studie aus China wurden 33 Patienten (24 GT2a, 7 GT1b, 2 GT2a+1b) 12 Wochen mit der halben Dosis Sofosbuvir (200 mg/d ) und der vollen Dosis Daclatasvir (60 mg/d) behandelt. Alle erreichten die SVR12. Medikations-assoziierte Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
Dr.
med. Ramona Pauli
Fachärztin für Allgemeinmedizin
und Innere Medizin, Infektiologie,
Gemeinschaftspraxis am
Isartor,
Isartorplatz 6, 80331 München
Kommentar Dr. Ramona Pauli, München
Sicherlich kann man Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz einfacher mit Glecaprevir/Pibrentasvir oder Grazoprevir/Elbasvir behandlen. Aber manchmal kann man diese Regime nicht einsetzen (z.B wegen Interaktionen) und eine Nierentransplantation ist in absehbarer Zeit nicht möglich. Für diese wenigen Patienten sind diese Daten wichtig. Sofosbuvir ist ab einer GFR <30 ml/Min kontraindiziert. Dennoch zeigen die Studien, dass man es einsetzen kann – mit größter Vorsicht und ggf. in der halben Dosierung !