Ausgabe 1 - Juni 2012:
Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Hepatitis C-Therapie:
Wann jetzt behandeln, wann warten?
Die neue Tripletherapie ist in der Praxis angekommen. Man hat gelernt mit den Nebenwirkungen umzugehen und die ersten Therapien gehen zu Ende. Ob der Erfolg der Tripletherapie in der Praxis mit dem in den Studien vergleichbar ist, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Klar ist allerdings, dass die Nebenwirkungsrate der Tripletherapie deutlich höher ist. Am Horizont winken jedoch schon besser verträgliche Medikamente und Regime.
Neue Optionen greifbar
Auf dem europäischen Leberkongress (International Liver Meeting) war die Atmosphäre euphorisch. Die Studien mit neuen Substanzen und neuen Regimen waren so zahlreich, die Ansprechraten so hoch, die Verträglichkeit so gut, dass man das Gefühl hatte, in naher Zukunft alle Patienten heilen zu können. Die kürzere Therapiedauer mit den neuen Regimen wird die Entwicklung der Medikamente stark beschleunigen, so dass voraussichtlich die zweite Generation Proteasehmmer und Interferon-freie Therapien vielleicht schon in drei Jahren zur Verfügungstehen.
Fibrose-Diagnostik wichtiger denn je
Deshalb stellt sich heute die Frage, wen behandele ich jetzt und bei wem warte ich auf neue Optionen? Sicherlich sollte man die Patienten jetzt behandeln, bei denen eine Leberfibrose besteht bzw. die eine rasche Progression der Fibrose aufweisen, denn auch bei den zukünftigen Therapien spielt die Fibrose als negativer Prädiktoreine wichtige Rolle. Auf der anderen Seite scheinen Nebenwirkungen unter Proteasehemmernbei Patienten mit fortgeschrittener Fibrose/Zirrhose häufiger und schwerer zu sein als in den Studien beschrieben. Die Fibrose-Diagnostik ist daher heute wichtiger denn je für die individuelle Abwägung von Nutzen und Risiko einer Therapie.
Dr. Ramona Pauli-Volkert