Ausgabe 2 - Dezember 2011
Editorial
Tripletherapie stellt hohe Ansprüche an Arzt und Patient .
KONGRESS
The Livermeeting® 2011 – 4.-8. November 2011 In San Francisco/Usa
Hepatitis C nach wie vor im Mittelpunkt
Die diesjährige Jahrestagung der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) stand wie im Jahr zuvor wieder ganz im Zeichen der Hepatitis C – rund ein Viertel der mehr als 2.300 angenommenen Abstracts hatte HCV zum Thema. Neben neuen Daten zu den beiden zugelassenen Proteasehemmern Boceprevir und Telaprevir, wurden Ergebnisse von Phase-II-Studien zu den direkt wirkenden antiviralen Substanzen (DAAs) der nächsten Generation vorgestellt – zu Tripletherapien, Viererkombinationen und interferonfreien Therapieregimen.
The Livermeeting® 2011
Eine
Übersicht
Die Fülle der Präsentationen/Postern zu neuen direkt antiviralen Medikamen- ten und Strategien gegen Hepatitis C auf der Jahrestagung der AASLD war überwältigend. Hier finden Sie einen kurzen Überblick
FORTBILDUNG
Dietmar Klass, Ulm
Mit oder ohne Lead-in?
Mit der Einführung der Tripeltherapie zur Behandlung der chronischen Hepatitis C (CHC) wurde auch ein neues Konzept, das so genannte „Lead-in” eingeführt. Diese vierwöchige Vorphase ohne Proteaseinhibitor nur mit pegyliertem Interferon und Ribavirin dient dazu, Informationen zum Therapie-ansprechen des Patienten zu gewinnen.
Kai-Henrik Peiffer Und Christoph Sarrazin, Frankfurt
HCV-Resistenz unter Proteaseinhibitoren
Die HCV-spezifischen NS3-Proteaseinhibitoren Boceprevir und Telaprevir können aufgrund einer raschen Selektion resistenter Virenstämme nicht als Monotherapie eingesetzt werden, sondern müssen als Dreifachtherapie mit pegyliertem Interferon und Ribavirin kombiniert werden. Doch auch unter Tripletherapie können Resistenzen selektiert werden, die den Therapieerfolg gefährden.
Thomas Berg, Leipzig
Response-gesteuerte Therapie mit
Proteaseinhibitoren
Die bisher bekannten Response-Prädiktoren bei dualer Therapie mit pegyliertem Interferon und Ribavirin beeinflussen auch das Ansprechen auf eine Tripletherapie. Aufgrund der höheren antiviralen Effektivität der Proteaseinhibitoren nimmt jedoch die Bedeutung dieser Prädiktoren ab. Dennoch ist eine Responsegesteuerte Therapiedauer auch bei Tripletherapie möglich.
Holger Hinrichsen, Kiel
Nebenwirkungsmanagement bei HCV-Tripletherapie
Die Erweiterung der antiviralen Therapie der Hepatitis C-Genotyp-1-Infektion um einen Proteaseinhibitor führt neben der Steigerung der Heilungsrate auch zu einer Zunahme der Nebenwirkungen der antiviralen Therapie. Dabei sollte man beachten, dass die beiden Proteasehemmer Boceprevir und Telaprevir ein unterschiedliches Nebenwirkungsprofil haben.
Hartwig Klinker, WüRzburg
Medikamenten-Interaktionen mit Boceprevir und
Telaprevir
Pharmakokinetische Interaktionen spielten in der Hepatitis C-Therapie mit Peg-Interferon α und Ribavirin bislang eine sehr untergeordnete Rolle. Dies hat sich mit der Zulassung der ersten NS3-Protease-Inhibitoren Boceprevir (BOC) und Telaprevir (TVR) grundlegend geändert.
Claus Niederau, Oberhausen
Adhärenz bei antiviraler HCV-Therapie
Die HCV-Proteasehemmer stellen hohe Ansprüche an den Patienten. Sie müssen exakter als andere Medikamente eingenommen werden, und zwar dreimal täglich im Abstand von acht Stunden und mit Nahrung. Ein solches Regime über Monate durchzuhalten ist nicht einfach. Es erfordert eine hohe Motivation, die im Arzt-Patienten-Gespräch erarbeitet werden muss.
Markus Backmund, MüNchen
Überlegungen zur Tripletherapie bei
suchtkranken Menschen
Die neuen Proteaseinhibitoren wecken auch bei Suchtkranken neue Hoffnungen. Die Tripletherapie stellt jedoch höhere Anforderungen an Arzt und Patient als die konventionelle Behandlung. Dennoch sollten Suchtkranke nicht grundsätzlich von den neuen Therapiemöglichkeiten ausgeschlossen werden.
Ramona Pauli, MüNchen
HCV-Proteasehemmer bei HIV/HCV-Koinfizierten
Erste Interim-Ergebnisse klinischer Pilotstudien bei HIV/HCV-Koinfizierten zeigen eine ähnlich gute Wirksamkeit der HCV-Proteasehemmer wie bei HCV-Monoinfizierten. Angesichts der geringen Erfahrung mit den neuen Substanzen und dem hohen Interaktionspotential sollte die Tripletherapie bei Koinfizierten (wenn überhaupt) nur mit der in Studien geprüften antiretroviralen Medikation durchgeführt werden.
Neue Substanzen Gegen Hepatitis C
Hilfestellungen der Deutschen Leberhilfe e.V.
für Patienten
Mit der Zulassung der ersten direkt antiviralen Substanzen Boceprevir und Telaprevir ist die Hepatitis-C-Therapie deutlich wirksamer geworden. Allerdings sind auch Patienten und ihre Ärzte deutlich mehr gefordert.
Dr. Ramona Pauli, MüNchen
Neue Leitlinie
Hepatitis B
Die neue S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virusinfektion wurde im Sommer diesen Jahres publiziert. Die Aktualisierung enthält unter anderem neue Aspekte zur Therapie sowie neue Empfehlungen zur Behandlung in der Schwangerschaft und bei Immunsuppression.
Spezial
Chronische Hepatitis B
Neue Leitlinien spiegeln Effektivität und
Verträglichkeit
In den aktualisierten Leitlinien zur Hepatitis B wird der frühe Beginn einer Behandlung auch ohne Zeichen einer fortgeschrittenen Fibrose empfohlen.
Livermeeting® 2011*
Subanalyse von Phase III-Studie mit Telaprevir
Auf dem amerikanischen Leberkongress (AASLD) gab es viele neue Daten zum Proteaseinhibitor Telaprevir (Incivo®), mit denen die gute Wirksamkeit aus den Zulassungsstudien bei Patienten mit chronischer HCV-Infektion vom Geno- typ 1 untermauert wurden, auch bei einhergehender kompensierter Zirrhose. Bestätigt wurde ebenfalls, dass das Ansprechen auf die vorherige Behandlung ein besserer Prädiktor für eine SVR unter der Tripletherapie mit Telaprevir sein kann als das Ansprechen auf eine Lead-in-Phase.
Chronische Hepatitis B
Effektive Langzeitstrategien mit
Entecavir für den klinischen Alltag
Übergeordnete Ziele der Behandlung einer chronischen Hepatitis B (CHB) sind die Verbesserung der Lebensqualität und die Prävention langfristiger Folgeerkrankungen der Leber. Die Mehrheit der Patienten mit chronischer Hepatitis B (CHB) benötigt dazu eine dauerhafte Therapie mit Nukleos(t)idanaloga. Langzeitaspekte der Therapie und ein tragfähiges Arzt-Patienten-Bündnis bilden daher von Beginn an einen wichtigen Bestandteil der Therapieplanung.
Tripletherapie Mit Boceprevir
Bessere Heilungschancen bei chronischer Hepatitis
C
Der seit Juli 2011 EU-weit zugelassene Proteasehemmer Boceprevir erhöht die Heilungschancen von Patienten mit chronischer Hepatitis C-Genotyp 1-Infektion deutlich. Bei therapienaiven Patienten konnten die Heilungsraten fast verdoppelt werden, bei erfolglos vorbehandelten Patienten wurde das dauerhafte virologische Ansprechen nahezu verdreifacht. Das Sicherheits- profil der Tripletherapie ist vergleichbar mit dem der dualen Therapie aus pegyliertem Interferon und Ribavirin, Anämien und Geschmacksstörungen traten unter der Dreifachkombination häufiger auf.