-- FAPI-Umfrage der Deutschen Leberhilfe e .V.
Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung bei Hepatitis B und C

Bisher haben nur wenige Untersuchungen die Beziehung von Hepatitis-Patienten und ihren Ärzten unter die Lupe genommen. Es ist bekannt, dass Kommunikationsprobleme gerade bei Hepatitis-Patienten häufig sind; hierunter können die Mitarbeit und die Therapietreue (Compliance) leiden.

FAPI-Umfrage

 --
Arzt-Patienten-Gespräch

Unter der Leitung von Prof. Dr. med. Claus Niederau haben wir ein Umfrageprojekt mit Hepatitis-B- und -C-Patienten durchgeführt. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über das Kompetenznetz Hepatitis gefördert. Dafür haben wir einen wissenschaftlich geprüften, sogenannten FAPI-Fragebogen verwendet. FAPI steht für „Fragebogen zur Arzt-Patient-Interaktion“. Darin wurden Fragen zu 14 Themen gestellt, zu denen es je fünf abgestufte Antworten gab.

Hohe Werte (ein „hoher FAPI-Index“) bedeuten, dass die Arzt-Patienten-Beziehung gut ist, niedrige Werte deuten auf eine schlechte bzw. problematische Arzt-Patienten-Beziehung hin. Weiterhin wurde nach dem Hintergrund, Wohnort und der Erkrankung der einzelnen Patienten gefragt.

Wir erhielten von insgesamt 478 Patienten einen ausgefüllten Fragebogen zurück. 80% der Patienten hatten Hepatitis C und 20% eine Hepatitis B. Dies zeigt, dass Hepatitis B-Patienten nach wie vor schwerer zu erreichen sind als HCV-Patienten.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen mehrere Dinge: Zum einen funktioniert die Arzt-Patienten-Beziehung von Hepatitis B- und C-Patienten offensichtlich schlechter als bei Patienten mit anderen internistischen Erkrankungen. Frauen waren mit ihrer ärztlichen Betreuung unzufriedener als Männer und berichteten von mehr Problemen.

Hepatitis B-Patienten mit aktiver (nicht ausgeheilter) Infektion waren mit ihrer Betreuung etwas zufriedener als Hepatitis C-Patienten. Betroffene, deren Hepatitis B oder C ausgeheilt war, waren mit ihrer Arzt-Patienten-Beziehung ebenfalls etwas zufriedener. Wenig überraschend: Patienten, die weniger als zwei Wochen auf ihren Termin warten mussten, waren insgesamt zufriedener als solche, die erst später einen Termin bekamen. Das Gleiche wurde auch bei Wartezeiten in der Praxis beobachtet: Ab 30 Minuten litt die Laune.

Umgekehrt machte es einen positiven Unterschied, wie viel Zeit der Arzt sich für das Beratungsgespräch nahm. Je länger das Arztgespräch, desto zufriedener waren die Patienten.

Insgesamt waren Patienten bei niedergelassenen Gastroenterologen am zufriedensten, gefolgt von Kliniken und Internisten. Hausärzte kamen auf der Zufriedenheitsskala an letzter Stelle.

Patienten, die gut über ihre Erkrankung informiert waren, hatten insgesamt bessere FAPI-Werte als solche, die sich nicht gut damit auskannten. Zusammen mit der Länge des Arztgespräches war dies sogar einer der zwei Faktoren, welche die Zufriedenheit der Patienten am meisten beeinflussten.

Positiv wirkte sich auch aus, wie viel Geduld die Patienten bei den Wartezeiten mitbrachten, eine kurze Wartezeit beim Termin und wenn der Arzt seine Patienten zusätzlich noch an eine Selbsthilfegruppe verwies.

Überraschend: Die Art der Krankenversicherung (Privat- vs. Kassenpatient) beeinflusste in dieser Umfrage weder die Wartezeiten noch die Arzt-Patienten-Beziehung. Diese Daten liefern also keine Hinweise dafür, dass es auf dem Gebiet der chronischen Virushepatitis die in der Presse und Erfahrungsberichten oft beklagte „Zwei-Klassen“-Medizin gibt. Auch die Herkunft je nach Postleitzahl machte keinen Unterschied.

Zusammenfassung

Die Arzt-Patienten-Beziehung bei chronischer Virushepatitis ist schlechter als bei anderen internistischen Erkrankungen, wobei die Probleme bei HCV-Infizierten und Frauen größer sind als bei HBV-Infizierten und Männern. Lange Wartezeiten und Ungeduld verschlechterten die Arzt-Patienten-Beziehung erheblich. Auch die Länge des Gespräches, die Wahl des Arztes, der Informationsstand und die Weiterleitung an eine Selbsthilfegruppe bestimmen aus Patientensicht die Qualität der Beziehung entscheidend. Der Wohnort und die Art der Krankenversicherung machten dagegen keinen Unterschied für die Arzt-Patienten-Beziehung und die Wartezeiten.

Quelle: Claus Niederau, Gabriele Bemba, Achim Kautz, Thomas Bertram, Rudolf Schweizer und Ingo van Thiel: Wartezeiten und Länge des Arztgespräches bestimmen die Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung bei chronischer Hepatitis B und C: Ergebnisse einer prospektiven Studie bei 478 Patienten mit chronischer Virushepatitis. In Druck; Veröffentlichung zur DGVS 2009.

Deutsche Leberhilfe e.V. · Achim Kautz

Achtung, neue Adresse!

Krieler Str. 100, 50935 Köln · Tel. 0 221-28 299 80 · Fax 0 221-28 299 81
E-Mail: info@leberhilfe.org · www.leberhilfe.org

Meldungen

  • Hepatitis C

    30. November 2024: Alle für ein Ziel: HCV-Elimination vorantreiben weiter

  • Leberkrebs

    31. Oktober 2024: Immun-Typen können Therapieerfolg beeinflussen weiter

  • Hepatitis C

    02. September 2024: Nach wie vor hohe Reinfektionsrate in New York City weiter

  • Deutsche Leberstiftung

    30. August 2024: Stipendien für hepatologische Forschungsvernetzung ausgeschrieben. weiter

  • Hepatitis C

    26. Juli 2024: Close the gap - Gut vernetzt Hepatitis C eliminieren weiter

  • 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag

    23. Juli 2024: Die Deutsche Leberstiftung betont den akuten Handlungsbedarf, informiert über die Bedeutung von Tests und Therapien und berichtet über Erfolge der Screenings auf Hepatitis B und C in Deutschland. weiter

  • Hepatitis E

    23. Juli 2024: Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli 2024 klärt die Deutsche Leberhilfe über Hepatitis E auf. weiter

  • Deutsche Leberstiftung

    01. Juli 2024: Publikations-Preis 2024 weiter

  • Deutsche Leberstiftung

    17. Juni 2024: Freistellungs-Stipendien 2024 Hepatologie – Bewerbung ab jetzt möglich. weiter

  • Hepatitis E

    15. Mai 2024: Neuer Ansatz verhindert Infektionen weiterer Zellen weiter

  • Fettleber

    08. Mai 2024: Intervallfasten schützt vor Leberentzündung und Leberkrebs weiter

  • Hepatitis C

    02. Mai 2024: Vulnerable Gruppen erreichen: Kreativität trifft Engagement. weiter

  • Virale Hepatitis

    10. April 2024: Gilead spendet 4 Millionen U$ für Elimination der Hepatitis weiter

  • Hepatitis B und D

    10. April 2024: Molekularer Wirkmechanismus von Bulevirtide aufgeklärt weiter

  • Hepatitis C

    27. März 2024: Unerwartete provirale Funktion von GBP1 weiter

  • Früherkennung Leberschäden

    01. März 2024: Das LIVERAIM-Konsortium startet die weltweit größte Studie zur Früherkennung von Leberschäden - mit 100.000 Patient:innen aus sechs europäischen Ländern. weiter

  • Hepatitis E

    02. Februar 2024: Screening im Abwasser möglich weiter

  • Weltkrebstag 4. Februar 2024

    31. Januar 2024: Die Deutsche Leberstiftung informiert zum Weltkrebstag anlässlich steigender Fallzahlen und hoher Mortalitätsraten bei Lebertumoren über deren Prävention, Diagnostik und Therapien. weiter

  • Deutsche Leberstiftung

    30. Januar 2024: Freistellungs-Stipendium für 2024 vergeben an klinisches Projekt zur Autoimmunhepatitis (AIH). weiter

  • Hepatitis E

    25. Januar 2024: Kombinationstherapie bei Resistenz? weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Webseite bietet Informationen rund um das Thema Lebererkrankungen. Der Schwerpunkt liegt auf den viralen Hepatitiden Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D und Hepatitis E, Fettleber und Leberkrebs. Es werden Krankheitsbild, Diagnostik und Therapie behandelt. Insbesondere bei der Behandlung der Hepatitis B und Hepatitis C hat sich viel geändert. Hier finden eine Übersicht zu den verfügbaren Medikamenten gegen Hepatitis B und C, Studiendaten, Fachinformation und aktuelle Preise. Die aktuellen Informationen aus Medizin und Industrie richten sich an Betroffene und Ärzte.