5. HEP-NET SYMPOSIUM, HANNOVER, 6.-7. JUNI 2008
Forschung und Fortbildung
Das 5. HEP-NET Symposium, das Kompetenznetz Hepatitis und Deutsche Leberstiftung gemeinsam veranstalten, fand auch in diesem Jahr wie gewohnt Anfang Juni in der Medizinischen Hochschule Hannover statt. Die Tagung gab einen guten Überblick zum Stand des Wissens im Bereich der Grundlagenforschung sowie zu aktuellen klinischen Aspekten.
Prof. S. Locarnini und Prof. M. Manns
Die wissenschaftlichen Leiter Prof. Michael Manns, Hannover, Prof. Hans Peter Dienes, Köln, und Prof. Michael Roggendorf, Essen, hatten eine abwechslungsreiche Tagung zusammengestellt. Das Programm umfasste alle wichtigen Themen aus dem Bereich der Hepatitis angefangen von der Virologie und Histologie über neue Aspekte der Therapie sowie die Komplikationen HCC und Aszites. Die State-of-the-Art Lecture, ein Highlight der Veranstaltung, hielt Stephan Locarnini, Melbourne, der eigens aus Australien angereist war.
HOCHREPLIKATIVE RESISTENTE MUTANTEN
Foto: Jan Schönfelder
Mittlerweile sind zahlreiche primäre und sekundäre HBV-Mutationen beschrieben. Diese können die Replikationskapazität des Virus ("Fitness") verändern. In der Regel ist die Fitness eines Virus mit primären Mutationen schlechter als die von Wildtyp-Virus. Durch die Akkumulation weiterer, sogenannter sekundärer oder kompensatorischer Mutationen, können resistente Mutanten jedoch nicht nur das Replikationsniveau von Wildtyp erreichen, sondern sich möglicherweise sogar noch besser vermehren. Grundsätzlich ist eine Transmission dieser resistenten Mutanten möglich. Ob diese leichter von statten geht als bei Wildtyp und ob die bisherigen Impfstoffe einen ausreichenden Schutz gegen die neuen Varianten bieten, ist noch unklar. Aus diesem Grund warnte Locarnini davor, Patienten lange auf einem versagenden Regime zu belassen. "Hier muss man handeln und die Therapie optimieren", betonte der Virologe. Ziel ist die möglichst komplette Suppression der Replikation mit einer HBV-DNA <1.000 Kopien/ml.
ZUKUNFT DER HCV-THERAPIE
Posterpreise
Die Deutsche Leberstiftung vergibt jährlich drei Posterpreise, dotiert mit jeweils 500,-. In diesem Jahr wurden insgesamt 35 Poster präsentiert. Die Posterpreise gingen an:
Dr. Hannelore Tenckhoff: Modellregion Ost zur Betreuung von Virushepatiden im Kompetenznetz Hepatitis
Dr. Margarete Odenthal/Dr. Ali Canbay: Adiponectin Inhibits Steatotic CD95/Fas Upregulation by Hepatocytes: Therapeutic Implications for Chronic Hepatitis C
Dr. Jörg Timm/Dr. Christoph Neumann-Haefelin/Dr. Jacob Nattermann: Escape from HLA B*08-restricted CD8 T cells by HCV is associated with fitness costs
Ein weiterer Schwerpunkt war die Hepatitis C. Den Auftakt machte hier Otto Haller, Freiburg, mit seinem Referat zur Geschichte des Interferons. Interferon wurde vor 50 Jahren am britischen National Institute for Medical Research in London von Alick Isaacs und seinem Schweizer Mitarbeiter Jean Lindemann entdeckt. Die Substanz galt damals als "Wundermittel", denn Interferon war das erste Medikament gegen Viruserkrankungen. 1980 gelang Charles Weissmann von der Universität Zürich das Interferon-Gen des Menschen in Bakterienkulturen zu vermehren. Bald darauf wurde Interferon als Arzneimittel gentechnisch hergestellt. Es war nach Insulin das zweite rekombinante Medikament überhaupt. Auch heute ist Interferon ein wichtiger Bestandteil der Therapie der chronischen Hepatitis C, auf dem man auch in Zukunft vermutlich nicht verzichten kann. Unverzichtbarer Bestandteil der Therapie scheint auch Ribavirin zu sein, zu dessen Wirkmechanismus Wolf Peter Hofmann, Frankfurt, neue Erkenntnisse präsentierte. Abgerundet wurde das Programm durch den Teil "From Bench to Bedside". Hier standen klinische Fragestellungen im Vordergrund und es wurden Kasuistiken diskutiert.
VERNETZTE FORSCHUNG
Ein wichtiges Ziel des Kompetenznetz Hepatitis und damit auch des Symposiums ist die vernetzte Forschung. Zu diesem Thema gab es Vorträge sowie zahlreiche Forschertreffen, auf denen zukünftige Aktivitäten geplant und diskutiert wurden. Auf einer dieser Versammlungen wurde die neue Leitlinie zur Therapie der chronischen Hepatitis C abgestimmt. Diese soll auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselstörungen (DGVS) im September in Berlin vorgestellt werden. RPV