Übertragungswege von HCV im Drogenmilieu
09. November 2012
Drogenkonsum verläuft nicht nach einem festen Schema, allerdings wiederholen sich bestimmte Verhaltensmuster: Zunächst muss die Substanz, beispielsweise Heroin oder Kokain, in Flüssigkeit gelöst werden. Es reicht ein wenig Wasser und etwas Vitamin C auf einem Metalllöffel. Dann erhitzen die Drogenabhängigen die gelöste Droge auf einem Kocher und ziehen sie durch einen Zigarettenfilter in eine Spritze auf, um Feststoffe zu entfernen. Nach der Injektion säubern sie das Drogenbesteck.
Wasser wird gemeinsam benutzt
Jeder Drogenabhängige konsumiert an anderen Orten, unterschiedliche Drogen, in verschieden großen Gemeinschaften und damit ändert sich auch stets das Prozedere. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie Wasser zum Lösen der Substanzen und zum Reinigen des Drogenbestecks benötigen. Häufig nutzen sie den Wasserbehälter nicht nur zum Spülen der Spritze, sondern ebenfalls zum Trinken und sie teilen zudem ihr Wasser mit anderen Personen. Über das Spülen der Spritze kann HCV infiziertes Blut in den Wasserbehälter gelangen. Die Wissenschaftler des Instituts für Experimentelle Virologie am TWINCORE haben sich in einer der ersten Studien zur Stabilität von HCV im Equipment Drogenabhängiger gefragt: Wie stabil ist das Virus in einem derartigen Milieu und besteht für die Mitnutzer der Flaschen ein Infektionsrisiko? Sie haben die Stabilität des Virus in Dosen, PET- und Glasflaschen verfolgt. Das Ergebnis: Es war bis zu drei Wochen noch in den Wasserflaschen infektiös und es bleibt sogar so viel HCV in einer geleerten Dose zurück, dass beim wiederauffüllen mit frischem Wasser noch Virus in der neuen Füllung nachweisbar ist.
Zigarettenfilter als Reservoir
Ein weiteres Übertragungsrisiko birgt der Zigarettenfilter, durch den die Drogendosis in die Spritze gezogen wird. In den Filtern bleibt viel der Droge zurück und daher sammeln einige Drogenabhängige ihre Filter und heben sie teilweise in Folie auf, um später die Rückstände für eine neue Dosis zu benutzen - oder sie geben sie an andere weiter. In den Filtern bleibt ein Zehntel der Virusmenge nachweisbar und ohne Verpackung sind die Viren noch am nächsten Tag, mit Folie sogar noch zwei Tage lang infektiös.