ADVANCE: Hohe SVR-Raten bei therapienaiven HCV-Patienten Genotyp 1 mit 12 Wochen Telaprevir

Die Triple-Therapie mit dem oralen Proteasehemmer Telaprevir, Peginterferon alpha-2a und Ribavirin erhöht die SVR-Rate (sechs Monate nach Ende der Therapie nach wie vor HCV-negativ) signifikant im Vergleich zur Standardtherapie mit Peginterferon/Ribavirin. Dabei ist eine 12-wöchige Therapie mit Telaprevir im Rahmen einer 24- oder 48-wöchigen Response-gesteuerten Therapie (RGT)  mit pegIFN/RBV-Therapie wirksamer als eine 8-wöchige Therapie mit Telaprevir. Insgesamt 58 % der Patienten mit sehr frühem Ansprechen konnten die RGT nach  24 Wochen beenden.

Die  doppelblinde, plazebokontrollierte Zulassungsstudie ADVANCE untersuchte zwei verschiedene Response-gesteuerte Telaprevir-basierte Therapien und verglich diese mit der 48-wöchigen Standardtherapie 180 μg/Woche Peginterferon alpha-2a plus 1.000-1200 mg/Tag Ribavirin je nach Körpergewicht (pegIFN/RBV; PR): Eine RGT mit 8 oder 12 Wochen 750 mg Telaprevir (T8PR bzw. T12PR) alle 8 Stunden jeweils plus pegIFN/RBV gefolgt von weiteren 16 bzw. 12 Wochen pegIFN/RBV; bei  sehr frühem Ansprechen, d.h. HCV-Negativität in Woche 4 und 12 (extended rapid viral response; eRVR) konnten die Patienten die Therapie nach Woche 24 beenden, Patienten ohne eRVR erhielten nochmals  24 Wochen pegIFN/RBV und beendeten die Therapie nach 48 Wochen. Bei Patienten, die unter Telaprevir zu Woche 4 nach wie vor eine Viruslast von  > 1.000 IU/ml HCV-RNA hatten, wurde Telaprevir gestoppt und mit pegIFN/RBV weiterbehandelt. Bei Patienten, bei denen die Viruslast zu Woche 12 weniger als 2 Logstufen gesunken war, und bei Patienten, die zwischen Woche 24 und 40 nach wie vor eine nachweisbare Viruslast hatten, wurde die Studie vorzeitig beendet.

Abb.: Studiendesign ADVANCEAbb.: Studiendesign ADVANCE

Die 1.088 Patienten wurden im Verhältnis 1:1:1 auf die drei Arme randomisiert. Insgesamt 77% der Patienten hatten zu Studienbeginn eine Viruslast  von  ≥800.000 IU/ml, 58% den Genotyp 1a, und 21% eine Fibrose  oder kompensierte Zirrhose.

Im Vergleich  zur Standardtherapie (44%) erreichten signifikant mehr Patienten mit T12PR (75%) und mit T8PR (69%) eine SVR (jeweils p<0,0001 versus Kontrolle). Eine eRVR erreichten 58% und 57% Patienten (Kontrolle 8%), die dann die Therapie bereits nach weiteren 24 Wochen pegIFN/RBV beenden konnten. In allen drei Armen erreichten mindestens 80%  der  Patienten mit einer eRVR eine SVR.

Abb. SVR-Raten in Abhängigkeit vom sehr frühen Ansprechen (eRVR)Abb. SVR-Raten in Abhängigkeit vom sehr frühen Ansprechen (eRVR)

Die Relapse-Raten waren in den Telaprevir-Armen niedriger (jeweils 9%) als im Kontroll-Arm (28%). Virologisches Versagen trat unter T8PR häufiger auf als unter T12PR (8% versus 12%). Patienten ohne, mit leichter und mit portaler Fibrose erreichten häufiger eine SVR als Patienten mit grenzwertiger „bridging“ Fibrose und Zirrhose. Die SVR-Raten bei Patienten mit grenzwertiger „bridging“ Fibrose und Zirrhose waren jedoch höher als im Kontrollarm.

Abb. SVR in Abhängigkeit vom Fibrose-StadiumAbb. SVR in Abhängigkeit vom Fibrose-Stadium

Die am häufigsten berichteten unerwünschten Ereignisse (>25%) waren Fatigue, Juckreiz, Übelkeit, Kopfschmerzen , Anämie, Rash (überwiegend ekzematöser Hautauschlag) , Grippe-ähnliche Symptome, Schlaflosigkeit, Fieber, und Diarrhöe. Wegen eines unerwünschten Ereignisses brachen 7% /T12PR), 8% (T8PR) und 4% (PR) der Patienten die Studie ab, wegen eines Hautausschlages 1,4%, 0,5% bzw. 0,0% und wegen einer Anämie 0,8%, 3,3% bzw. 0,6%.

Bei einem mittleren bis schweren Rash unter der Triple-Therapie wurden die Medikamente sequenziell abgesetzt: Zuerst Telaprevir und nach sieben Tagen Ribavirin, falls der Rash anhielt auch Peginterferon. Bei Auftreten einer  Anämie wurde die Ribavirin-Dosis modifiziert, eine Behandlung mit Erythropoietin war in der Studie nicht erlaubt. 

Das Fazit: Die endgültige Auswertung der Studie ADVANCE bestätigte die hohen Heilungsraten einer Telaprevir-basierten Triple-Therapie. Das Nebenwirkungsprofil von Telaprevir wurde bestätigt, allerdings waren im Vergleich zu den Phase-II-Studien  in dieser Phase-III-Studie die Abbruchraten wegen Rash und Anämie geringer.




Meldungen

  • Virale Hepatitis

    10. April 2024: Gilead spendet 4 Millionen U$ für Elimination der Hepatitis weiter

  • Hepatitis B und D

    10. April 2024: Molekularer Wirkmechanismus von Bulevirtide aufgeklärt weiter

  • Hepatitis C

    27. März 2024: Unerwartete provirale Funktion von GBP1 weiter

  • Früherkennung Leberschäden

    01. März 2024: Das LIVERAIM-Konsortium startet die weltweit größte Studie zur Früherkennung von Leberschäden - mit 100.000 Patient:innen aus sechs europäischen Ländern. weiter

  • Hepatitis E

    02. Februar 2024: Screening im Abwasser möglich weiter

  • Weltkrebstag 4. Februar 2024

    31. Januar 2024: Die Deutsche Leberstiftung informiert zum Weltkrebstag anlässlich steigender Fallzahlen und hoher Mortalitätsraten bei Lebertumoren über deren Prävention, Diagnostik und Therapien. weiter

  • Deutsche Leberstiftung

    30. Januar 2024: Freistellungs-Stipendium für 2024 vergeben an klinisches Projekt zur Autoimmunhepatitis (AIH). weiter

  • Hepatitis E

    25. Januar 2024: Kombinationstherapie bei Resistenz? weiter

  • Hepatitis C beim DGS

    29. November 2023: Herausforderungen beim Management opioidabhängiger Patient*innen mit Hepatitis C. weiter

  • Hepatitis C

    19. Oktober 2023: Ein Thema des Viszeralmedizin-Kongresses (DGVS) 2023 war das von der WHO ausgegebene Ziel der Elimination von Hepatitis C bis 2030. weiter

  • Pneumokokken

    10. Oktober 2023: Neue STIKO Empfehlung für PCV20 (Apexxnar®) weiter

  • Hepatozelluläres Karzinom

    04. September 2023: Leitlinienempfehlungen aktualisiert weiter

  • COVID-19

    04. September 2023: Angepasster Impfstoff zugelassen weiter

  • Lebererkrankung

    03. September 2023: Individuelles Risiko für Leberfibrose und Leberkrebs berechnen. weiter

  • Hepatitis

    20. August 2023: Das Robert Koch-Institut hat im Jahr 2022 einen Anstieg der meldepflichtigen HBV- und HCV-Fälle registriert. weiter

  • Hepatitis B und D

    05. August 2023: Vielversprechender monoklonaler Antikörper entdeckt. weiter

  • Hepatitis C

    04. August 2023: Beim interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin diskutierten Expert*innen die aktuelle Situation von HCV in Deutschland. weiter

  • Hepatitis C

    12. Juni 2023: Mit HCV-Tracker und Unterstützung von Risikogruppen der Elimination näherkommen. weiter

  • PDE-5-Hemmer

    12. Juni 2023: Tadalafil hat günstigen Einfluss bei Diabetes weiter

  • NASH-Tag

    08. Juni 2023: Übergewicht ist auch für die Leber ein „fettes Problem“ weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Webseite bietet Informationen rund um das Thema Lebererkrankungen. Der Schwerpunkt liegt auf den viralen Hepatitiden Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D und Hepatitis E, Fettleber und Leberkrebs. Es werden Krankheitsbild, Diagnostik und Therapie behandelt. Insbesondere bei der Behandlung der Hepatitis B und Hepatitis C hat sich viel geändert. Hier finden eine Übersicht zu den verfügbaren Medikamenten gegen Hepatitis B und C, Studiendaten, Fachinformation und aktuelle Preise. Die aktuellen Informationen aus Medizin und Industrie richten sich an Betroffene und Ärzte.