1/2017 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Neue Medikamente gegen Hepatitis C
Gegen Hepatitis C sind in den letzten sechs Jahren 12 direkt antiviral wirksame Medikamente auf den Markt gekommen. Die Ära der Interferon-freien Therapie begann 2014 mit Sofosbuvir, Daclatasvir und Sofosbuvir/Ledipasvir. Die Behandlung war erstmals praktisch Nebenwirkungs-frei und die Heilungsrate schnellte auf über 90% hoch. Gleichzeitig erreichte der Preis für die Medikamente den Höchststand.
Aufgrund
der hohen Kosten wurden in den meisten europäischen Ländern und
auch in den USA nur Patienten mit dringlicher Indikation, also
Zirrhose oder fortgeschrittener Fibrose, behandelt. In Deutschland
gab es keinerlei Einschränkung. Zwei Jahre später wurden
gleichwertige Therapieoptionen zugelassen und der Preis für die
Hepatitis-C-Medikamente begann zu sinken. Jetzt wurden die vorerst
letzten Medikamente gegen Hepatitis C zugelassen und der Preis ist
weiter gefallen. Innerhalb von drei
Jahren hat sich der Preis der Hepatitis-C-Behandlung halbiert.
Da
darf sich der kritische Bürger durchaus fragen, welchen Nutzen die
Millionen Euro für die frühe Therapie der Hepatitis C hatten. Wie
viele Leben wurden gerettet? Wie viele Komplikationen wurden
verhindert? Und warum sind vernünftige, aber unpopuläre
Entscheidungen in unserem Gesundheitssystem nicht durchsetzbar?
Hepatitis B
Die neuen Leitlinien der EASL (und vermutlich auch die deutschen Leitlinien) haben einige begrüßenswerte Neuerungen eingeführt: eine neue Nomenklatur, eine Anleitung zur Response-gesteuerten Therapie mit Interferon, neue Therapieindikationen und Empfehlungen zum Therapiestopp. Letztere helfen in den schwierigen Fällen allerdings nicht wirklich weiter, denn die Formulierung „kann man erwägen bei engmaschigen Kontrolluntersuchungen“ ist nur wenig tragfähig als Entscheidungsgrundlage.
Hepatitis der anderen Art
Die nicht-alkoholische Fettleberhepatitis wird uns in den kommenden Jahren immer mehr beschäftigen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind immer mehr Menschen übergewichtig, zum anderen sind mehrere neue Medikamente in der Entwicklung, die erforscht und vermarktet werden sollen. Deshalb wird der Erkrankung zunehmend mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Da lohnt es sich, informiert zu sein.
Dr. Ramona Pauli